10.10.2023 Keine Trendwende

Nach der Stagnation im Frühjahr ist die deutsche Wirtschaft offenbar auch im Sommer nicht in Schwung gekommen. Die Wirtschaftsleistung wird – nach Einschätzung der Bundesbank – auch im dritten Quartal unverändert bleiben. 

Zwar dürfe der Privatkonsum angesichts stabiler Beschäftigung und kräftiger Lohnsteigerungen bei sinkenden Inflationsraten die Konjunktur stützen. Die schwache Nachfrage aus dem Ausland solle die Industrieproduktion aber weiter belasten. Zudem dämpften die gestiegenen Zinsen die Nachfrage am Bau und nach Investitionsgütern. Die deutsche Wirtschaft bleibe kraftlos, bei weiterhin hoher Inflation. Im vergangenen Jahr hatte der Energiepreisschock infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine die Teuerung insgesamt nach oben getrieben. Zudem bleibe das Lohnwachstum voraussichtlich kräftig – auch über den Jahreswechsel hinaus, schrieben die Experten. Dies sei ein wesentlicher Grund, weshalb die Inflationsrate noch über längere Frist oberhalb von 2 % verharren dürfte. Außerdem verwies die Bundesbank darauf, dass die Immobilienpreise trotz der Zinserhöhungen im vergangenen Jahr kaum gesunken seien. Demnach waren Wohnimmobilien 2022 wie bereits 2021 um 20 bis 30 Prozent überbewertet. Der Auftragseingang der Industrie ist im Juli – gegenüber dem Vormonat – um 11,7 % eingebrochen. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im August – zum vierten Mal in Folge – auf den niedrigsten Stand seit August 2020 gefallen. Das Institut geht für das Gesamtjahr von einer BIP-Schrumpfung um 0,4 % aus. Damit wird Deutschland im Reigen der Euro-Länder, die 2023 – laut EU-Kommission – um durchschnittlich 0,8 % zulegen sollen, die unrühmliche Schlussposition einnehmen.

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