11.09.2023 Kein Alleingang beim Klimaschutz

Zu den profiliertesten wissenschaftlichen Kritikern einer ideologisierten Klima-Politik zählt seit vielen Jahren Prof. Hans-Werner Sinn. In einem Zeitungs-Beitrag zeigt der frühere Präsident des ifo-Instituts auf, warum ein deutscher Alleingang beim Klimaschutz kontraproduktiv und wirtschaftsschädlich ist.

Sinns Ausgangsthese besagt, dass der CO2-Ausstoß bei Öl, Kohle etc. nur dann reduziert werden kann, wenn sich auch die anderen Länder beteiligen. Zu den Verboten von Verbrennungsmotoren und Ölheizungen merkt der Ökonom an: „Diese Maßnahmen sind unnütz. Sie ruinieren unsere Automobilindustrie, senken unseren Lebensstandard und subventionieren andere Länder, allen voran China. China hat in den letzten zehn Jahren nicht nur immer mehr Kohle verbrannt, es hat den Mineralölverbrauch noch viel schneller gesteigert.“ Und weiter: „E-Autos sind keine Lösung! Der schmutzige Auspuff liegt nur etwas weiter entfernt im Kohlekraftwerk. Da der grüne Flatterstrom es vorläufig nicht schafft und die Atomkraft abgestellt ist, bedeuten mehr E-Autos mehr Braunkohleförderung und befördern Kohlenstoff in die Luft, der eigentlich versiegelt werden sollte. Das Verbrennerverbot hingegen führt wegen der Umlenkung der Tanker in andere Länder nicht dazu, dass weniger Kohlenstoff emittiert wird. Per saldo beschleunigt sich also der Klimawandel wegen des Verbrennerverbots. Ähnlich verhält es sich beim Heiz-Gesetz. Der Ersatz der Ölheizungen durch Wärmepumpen kostet bei Altbauten Unsummen Geld, das Öl wird anderswo verbrannt, und der Mehrverbrauch an Strom veranlasst die Kraftwerke, mehr Braunkohle zu verbrennen. Also auch hier mehr CO2-Ausstoß und mehr Klimawandel als Folge einer unbedachten Politik.“

Die Versorgungssicherheit sieht Prof. Sinn als gefährdet an: „Wind- und Sonnenstrom werden uns nicht alleine versorgen. Die Quellen sind nicht regelbar, und das Wetter ist unstetig. In Dunkelflauten müssen regelbare Kraftwerke in der Lage sein, den gesamten Verbrauch Deutschlands zu decken. Wenn wir auf noch mehr Strom setzen im Gebäude- und Verkehrssektor, dann wird das Problem gravierender. Wir können die Energiewende leider nicht ohne fossile Energieträger bestreiten, weil wir auf die Kernkraft verzichten.“

Und die Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland hält Sinn für gravierend: „Die Energiepolitik Deutschlands ist so wenig durchdacht, dass man für die Industrie Schlimmes befürchten muss. Das betrifft alle Branchen. Deutschland hat mit Dänemark die höchsten Stromkosten der Welt. Einzelne Unternehmen wandern deshalb schon heute ab. Vor allem aber werden ausländische Wettbewerber die Märkte erobern, die früher in deutscher Hand waren. Leider ist das schlecht für die grüne Bewegung, denn wir zeigen anderen Ländern, wie falsch man Klimapolitik gestalten kann. Technisch würde es auf sehr lange Sicht mit einer Kombination aus Kernkraft und grüner Technik vielleicht funktionieren. Ökonomisch kann es nur funktionieren, wenn die USA, China und Indien sich mit der EU zu einem Klimaklub verbinden. Nur so kann man die OPEC bezwingen. Dafür ist es aber nötig, dass das Gerangel zwischen China und den USA ein Ende hat.“

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