Die Lage der mittelständischen Unternehmen in Deutschland ist derzeit so schlecht wie auf dem Höhepunkt der Corona-Krise in 2020. Das ergibt sich aus dem Geschäftsklimaindex der Creditreform.
Die Firmen seien „in den Abwärtssog aus Inflation und Rezession“ geraten. Auftragseingang, Umsatz, Ertrag und Beschäftigung haben sich gegenüber dem Vorjahr durchgängig verschlechtert. Massive Kostensteigerungen, hohe Zinsen und schwache Nachfrage würden die kleinen und mittleren Betriebe immer stärker belasten. Der Anteil der Unternehmen, die Investitionen planen, ist auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren gefallen. Die Innovationsverweigerung führe dazu, dass der Mittelstand in der Breite bei Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit abgehängt werde. Erschwert werde die Situation durch gestiegene Finanzierungskosten und schlechtere Finanzierungsbedingungen. Auch im Lager der Familienunternehmen leuchten die Warnlampen. Fast zwei Drittel bewerten den Standort D mit den schwachen Noten 4, 5 oder 6. Als vorrangige Investitionshindernisse hat die Stiftung Familienunternehmen die Regulierungsdichte, die Energiepreise, das Fachkräfteangebot, die Arbeitskosten und Steuern ermittelt. Bei den sprunghaft zunehmenden Verlagerungsabsichten in den nächsten fünf Jahren stehen die USA, Polen, Indien und China oben auf der Liste. Nur 2 % der Firmen denken über eine Rückverlagerung nach Deutschland nach. Noch besorgniserregender ist eine Studie der Zeppelin-Universität, bei der 440 Inhaber bzw. Geschäftsführer von Familienunternehmen befragt worden sind. Dabei hat fast jede vierte Führungskraft einen Verkauf des ererbten Unternehmens nicht ausgeschlossen. In ungewöhnlicher Weise hat sich kürzlich der scheidende Sparkassenpräsident zur Zukunft der Arbeit in Deutschland geäußert: „Wir alle müssen selbst die Ärmel aufkrempeln. Es muss mehr und länger gearbeitet werden.“ In der deutschen Realität ist eine verstärkte Leistungsbereitschaft bisher jedoch kaum zu finden. Die Neigung der Parteien, durch die Verteilung sozialer Wohltaten bei den Wählern Punkte zu sammeln, bewirkt oft das Gegenteil. Aktuelles Beispiel dafür ist das ab 2024 weiter steigende „Bürgergeld“, das offenkundig Fehlanreize auslöst. Das zeigt sich etwa im Reinigungsgewerbe mit seinen 700.000 Arbeitsplätzen. Über 28 % der Betriebe melden, dass immer mehr Beschäftigte ihre Arbeitsverträge unter Verweis auf das Bürgergeld kündigen.