Der legendäre TV-Moderator Hajo Friedrichs hat einmal definiert: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.“
Dieser Appell an mediale Überparteilichkeit und Unabhängigkeit scheint aus der Zeit gefallen zu sein. Der Publizist Gabor Steingart bringt das veränderte Selbstverständnis seines Berufsstandes so auf den Punkt: „Es ist in Mode gekommen, dass Journalisten sich als Teil des politischen Kampfes sehen. Ihr Gefechtsstand ist die Redaktionskonferenz. Sie haben Neugier durch Haltung ersetzt. Der Andersdenkende wird nicht mehr befragt, sondern geschmäht. Man will ihn nicht verstehen, sondern stellen, was in diesem Kontext bloßstellen bedeutet. Befeuert vom Gefühl moralischer Überlegenheit versagt man dem anderen den Respekt. Er ist kein Gesprächspartner mehr, sondern Gesprächsrivale. Der neuzeitliche Haltungsjournalist ist durchdrungen von der Idee, er verkörpere eine ‚Vierte Gewalt‘ im Staate, auch wenn uns das Grundgesetz keinerlei Hinweis auf die Existenz einer solchen Gewalt neben Exekutive, Legislative und Judikative gibt.“