Die „Wirtschaftswoche“ dekorierte ihre Titelgeschichte „Das fatale Erbe der Ära Merkel“ im Mai mit dem Bild einer zerfallenden Büste der Altbundeskanzlerin. Im Innenteil liest sich der Vorspann des Artikels unter der Überschrift „Ende der Legende“ so: „16 Jahre lang steuerte Angela Merkel das Land stoisch durch alle Krisen. Doch der Preis der ruhigen Raute war hoch.
Die Bundeswehr: marode. Die Russlandpolitik: naiv. Die Zukunft: unbearbeitet. Jetzt wird die Rechnung beglichen.“ Und als Analyse fasst die Redaktion im Rückblick zusammen: „Deutschland merkelte sich ‚alternativlos‘ und auf hohem Niveau durch die Welt, an allen Reformbedarfen vorbei, über alle Innovationslücken und Lebenslügen hinweg. Ach, es waren glückliche Jahre mit ihr. Und verlorene. Die ehemalige Kanzlerin war eine Meisterin des Moments, eine Chefdirigentin der Gegenwart. Sie hat das Kanzleramt umgebaut zur Nichtregierungsorganisation. Und die Deutschen im guten Gefühl gewogen, geborgen zu sein, mochten sich die Wogen der Weltpolitik auch noch so hoch türmen. Merkel war eine Trutzburg: Fürchtet euch nicht, ihr habt ja ‚Mutti‘. Die Kraft, die Merkel als Krisenmanagerin verbrauchte – sie fehlte ihr für perspektivisches Regieren. Sie sprach vom ‚Neuland‘ und bewirtschaftete die Digitalisierung maximal halbherzig. Sie beschwor die Kampfkraft der Nato – und behandelte die Bundeswehr wie ein Relikt des Kalten Krieges. Sie verehrte die Vereinigten Staaten – und band die Bundesrepublik eng und enger an China. Sie ließ sich als Klimakanzlerin feiern – und vertrödelte die Energiewende. Sie genoss ihre Stellung als Grande Dame in Europa – und lieferte Deutschland Putins Gas- und Ölexporten aus. Das ist ihr Erbe.“