Das als „TV-Duell“ angekündigte Elefanten-Treffen von Angela Merkel und Martin Schulz verlief inhaltlich und perspektivisch eher enttäuschend. Wirklich geliefert haben allenfalls die Satire-Beauftragten. Allgemeine Heiterkeit hat eine Google-Anzeige ausgelöst, mit der die SPD schon 12 Stunden vor dem Gipfel verlautbarte: „Merkel verliert klar gegen Martin Schulz.“
Diese seherische Gabe lässt in der Tat strategischen Weitblick erkennen. Bemerkenswert waren auch die mehrfachen Hinweise der beiden Kandidaten auf von ihnen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und Anlässen geführte, tatsächlich oder vermeintlich geschichtsträchtige Telefonate. Der Herausforderer wollte sich damit als unbürokratischer Macher ins öffentliche Bewusstsein einbrennen. Die Amtsinhaberin konterte routiniert mit der Ankündigung international anstehender Telefonate mit den Großen dieser Welt, um dem Mitbewerber seine eher provinzielle Dimension vor Augen zu führen. Die Wähler jedenfalls dürften sich an diesem Abend wohlig auf dem Sofa zurückgelehnt haben in Anerkennung der Tatsache, dass moderne Kommunikationsmittel wie Fernsprechanlagen heutzutage auch von Spitzenpolitikern regelmäßig genutzt werden. Staatsmännische Dimension bewies der Herausforderer übrigens durch seine ebenso souveräne wie polyglotte Lebensart, der Kanzlerin gönnerhaft punktuelles Lob zu zollen: „Finde ich toll, Frau Merkel, à la bonne heure“. Auch hier bewies die Kanzlerin mit allenfalls müdem Lächeln hochgradige Teflon-Qualitäten im Bewusstsein, dass man vergiftetes Lob am besten noch nicht einmal ignorieren sollte.