Boom in der Krise
Die deutsche Bau-Branche profitiert von der Euro-Krise. Diesen Zusam-menhang hat jetzt das ifo-Institut nachgewiesen. Während die Bauinves-titionen von 1994 bis 2009 nahezu kontinuierlich gefallen sind, sind sie 2010 um 2,2 % und 2011 sogar um 5,8 % gestiegen. Die Baugenehmigungen für Eigentumswohnungen haben im vergangenen Jahr sogar um 42,4 % zugelegt. Der Auftragseingang im Hochbau wuchs um 9,3 %.
Die stark gestiegene Nachfrage nach neuen Immobilien wird nicht nur von privaten Bauherren und Anlegern ge-tragen, sondern auch von in- und aus-ländischen Großinvestoren, die ihr Geld vor der Euro-Krise schützen wol-len. Diese Entwicklung ist als klares Signal für eine anhaltend positive Ent-wicklung der SHK-Wirtschaft zu bewer-ten. Falls die Schuldenkrise nicht zu extremen Zuspitzungen und Verwer-fungen führt, wird die Flucht in immo-bile Sachwerte der Haustechnik über dieses Jahr hinaus volle Auftragsbü-cher bescheren. Da Anleger derzeit vorrangig auf hochwertige Eigen-tumswohnungen setzen, ist mit einer forcierten Nachfrage nach Premium-Produkten zu rechnen. Das gilt vor allem für anspruchsvolle Designer-Badserien, barrierefreie Ausstattungen und komfortable Energiesparsysteme. Den SHK-Profis kommt dabei auch zugute, dass es in diesen Segmenten keine nennenswerten Alternativ-Angebote fachfremder Anbieter gibt.
Die Zinspolitik der EZB wird den Neu-bau-Boom weiter befeuern, da die wirtschaftliche Lage der Südländer in absehbarer Zeit keine Anhebungen zulässt. Die daraus resultierenden In-flations-Impulse werden die Konzent-ration der Anleger auf Sachwerte wei-ter verstärken.
Im Systemwettbewerb
Bei der Kundenakquisition steht die Heizungswirtschaft im Wettkampf der Systeme mit den Herstellern von Dämmstoffen, Fenstern, Elektrogerä-ten und Photovoltaik-Systemen. Da das Geld der privaten, gewerblichen und öffentlichen Investoren meist nicht für energetische Komplettmaß-nahmen reicht, sondern nur für Teillö-sungen, kommt es für Heizungsindust-rie und -handwerk darauf an, mög-lichst oft die Nase bei der Kaufent-scheidung der Endkunden vorne zu haben.
Dass hier noch erhebliches Marktpo-tenzial besteht, hat kürzlich der BDH mit dem Hinweis darauf auf den Punkt gebracht, dass fast 80 % der deut-schen Heizungsanlagen Effizienz-Defizite aufweisen. Auch an guten Argumenten pro Heizungsmodernisie-rung fehlt es bekanntlich nicht. Muss doch beispielsweise bei der Dämmung sechsmal mehr investiert werden, um die durch einen Kesseltausch mögliche CO2-Reduzierung zu erreichen. Eine kürzlich durchgeführte Studie hat je-doch ergeben, dass die konkreten Systemvorteile der Heizung den Mo-dernisierern und Sanierern oft gar nicht oder nur unzureichend bekannt sind. Das gilt insbesondere für die Kos-ten-Nutzen-Erwartungen an die unter-schiedlichen Systeme im Vergleich. Bemerkenswert ist dabei, dass bei einer Rundum-Dämmung der Gebäu-dehülle die Kosten meist unterschätzt werden, während die erwartete Ener-gieeinsparung überschätzt wird.
Der entscheidende Wettbewerbsvor-teil der Heizungsbranche liegt im brei-ten Angebotsspektrum. Die Heizungs-Profis verfügen über ein einzigartig weit gefächertes Instrumentarium an bewährten Problemlösungen für alle denkbaren Bedarfssituationen. Die Palette reicht von der neuen Hei-zungspumpe oder der hydraulischen Optimierung bis zur komplett neuen Heizung mit Einbindung erneuerbarer Energien. Diese kundenspezifische, individuelle Flexibilität bietet kein an-deres Gewerk. Außerdem überzeugt die moderne Heizungstechnik durch sofortige Verbrauchssenkungen und kurze Amortisationszeiten.
Vor diesem Hintergrund sind die Hei-zungshersteller gut beraten, gegen-über den Endgebrauchern verstärkt in die Kommunikations-Offensive zu ge-hen. Information zur Nachfragewe-ckung und -lenkung ist mehr denn je eine Bringschuld. Hier lässt sich mit innovativen MarCom-Konzepten, die auch das verarbeitende Handwerk einbeziehen, der objektiv vorhandene Vorsprung bei Technik, Effizienz und Flexibilität in zusätzlichen Markterfolg umsetzen. Davon profitiert auch das örtliche Heizungshandwerk.
Im Tabu-Bereich
Wer sich mit dem Thema „Barriere-freie Badgestaltung“ befasst, stößt auf eine babylonische Sprachverwir-rung. Das gilt vor allem für die ange-peilten Zielgruppen. Wer also ist ge-meint und anzusprechen? Sind es „nur“ die 2,4 Mio. Pflegebedürftigen, die zu-hause oder in Heimen versorgt wer-den? Sind es die 17 Mio. Bundesbürger der Generation 65 plus? Oder meint der Begriff „Barrierefrei“ im umfas-senden Sinne mehr Sicherheit für alle Generationen, was wiederum die Ziel-gruppe auf die gesamte Bevölkerung ausdehnen würde?
Wer die für ihn relevanten Endnutzer gezielt und flächendeckend erreichen will, sollte zunächst eine klare Ziel-gruppen-Definition vornehmen, um ansonsten auftretende Streuverluste zu vermeiden. Blumige Umschreibun-gen wie „Silberrücken“ oder „Golden Generation“ sind aus Sicht der Be-troffenen wenig hilfreich. Auch die weit verbreitete Tabuisierung, ältere oder behinderte Menschen nicht als solche anzusprechen, ist im Regelfall eher kontraproduktiv. Bei der effekti-ven Kommunikation kommt es auf eine überzeugende Nutzen-Argumentation an, die im unfallträch-tigen Badezimmer folgerichtig auf Komfort und Sicherheit abstellen soll-te. Diese Systemvorteile sind für alle Zielgruppen im engeren oder weiteren Sinne gleichermaßen nachvollziehbar.