Chaos-Strategie

Seit über drei Monaten lässt sich die EU-Kommission von der neuen griechischen Regierung am Nasenring durch die Arena führen. Mit einem aparten Mix von leeren Versprechungen, Ankündigungen, Provokationen, Drohungen und Nötigungsversuchen haben Tsipras und Varoufakis dafür gesorgt, dass in Brüssel keine Langeweile aufkommt.

Immer wieder wird die Vorlage von Konzepten und Listen vereinbart, die sich dann allerdings als leeres Stroh erweisen. Hinter den Kulissen wird darüber diskutiert, ob die ständigen Brüskierungen der europäischen Partner durch die Athener Regierungs-Eleven auf deren Unprofessionalität und ideologische Verblendung zurückzuführen sind oder aber auf dreistes Kalkül. Fast alles spricht mittlerweile für die zweite Alternative: Offenbar ist die neue Links-Rechts-Koalition davon überzeugt, dass ihre permanenten Unverschämtheiten und Wortbrüche am Ende des Tages ohne Sanktionen bleiben werden. Dazu hat vorrangig Jean-Claude Juncker beigetragen, der ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone immer wieder apodiktisch ablehnt und so die vom deutschen Finanzminister aufgebaute Drohkulisse zum Potemkinschen Dorf abgewertet hat. Aber auch die Bundeskanzlerin hat mehrfach eine erstaunlich milde Kompromissbereitschaft erkennen lassen. So hat sie Hellas kürzlich ausdrücklich „eine flexible Umsetzung von Sparvorgaben“ zugebilligt, was immer das bedeuten mag. Frau Merkel ist längst zur argumentativen Gefangenen ihrer These „Scheitert der Euro, scheitert Europa“ geworden.

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