Von der Öffentlichkeit unbemerkt und von den Medien weitestgehend negiert sind die Forderungen der Bundesbank gegenüber der EZB im August auf einen neuen Rekordstand von 1,056 Billionen Euro gestiegen.
In der Euro-Zone wird der internationale Zahlungsverkehr bekanntlich über das Verrechnungssystem „Target2“ abgewickelt. Schon seit Jahren ist die Bundesbank der größte Gläubiger, während Italien und Spanien die größten Schuldner sind. Allein Italien hat mittlerweile für 523 Mrd. Euro – wie in einem Selbstbedienungsladen – anschreiben lassen. „Target2“-Schulden werden erstaunlicherweise weder befristet, verzinst noch abgesichert. Diesen fatalen Missstand scheint man bei der Konzeption des Systems „übersehen“ zu haben. Dabei könnte Italien beispielsweise seine erheblichen Goldreserven als Sicherheit einbringen. Kritiker bezeichnen dieses ungewöhnliche System als Kreditkarte zulasten der Gläubigerländer und als tickende Zeitbombe. Prof. Hans Werner Sinn, der frühere Präsident des ifo-Instituts, warnt seit Jahren davor, dass die Bundesbank (und damit letztlich die deutschen Steuerzahler) ihre Forderungen abschreiben müssten, falls ein Land aus dem Euro aussteigen oder der Währungsraum auseinanderbrechen würde. Man darf bzw. muss davon ausgehen, dass Art und Dimensionen der mit „Target2“ verbundenen Risiken den meisten Volksvertretern nicht annähernd bewusst sind. Die schlichte Erkenntnis, dass im Ernstfall über das dreifache Volumen des Bundeshaushalts im Feuer stehen würde, wird offenbar allgemein verdrängt. Bisher sind keinerlei Initiativen der Bundesregierung bekannt geworden, durch eine Änderung der „Target2“-Spielregeln zu retten, was hier noch zu retten ist.