Zu den wegweisenden Altmeisterinnen dieses abgekarteten Spiels mit verteilten Rollen gehört zweifelsfrei Claudia Roth, deren gesamte politische Karriere auf ein konsequent umgesetztes Kommunikationskonzept zurückzuführen ist, das sich auf die Formel ESBA bringen lässt. Die Anfangsbuchstaben stehen für die Erreichung folgender öffentlichkeitswirksamer Ziele: Empörung, Skandalisierung, Betroffenheit und Aktion.
Wer hat sie nicht vor Augen – Frau Roth, die mit rollenden Augen und bebender Unterlippe – in Robin-Hood-Attitude – unerträgliche Zustände vor der Kamera anprangert, daraus möglichst pauschale Schuldzuweisungen gegenüber dem politischen Gegner ableitet, sodann die Zuschauer einer solidarischen Mithaftung unterwirft, um schließlich sofortige Maßnahmen zur wie auch immer gearteten Problemlösung zu fordern. Auch wenn diese Strategie inzwischen bei allen Parteien die mediale Selbstdarstellung bestimmt, ist nicht zu verkennen, dass den Grünen die zweifelhafte Ehre der Erfindung und Perfektionierung gebührt. Bis heute deckt niemand sonst so raffiniert, professionell und erfolgreich die emotionalen Bedürfnisse vieler Bundesbürger ab, die die meist gewollte Beschränkung auf Teilwahrheiten gar nicht mehr zur Kenntnis nehmen. Es ist den Grünen offenbar gelungen, im Bewusstsein weiter Teile der Bevölkerung eine Art Monopol für alle Fragen von Moral und Ethik aufzubauen. Diese angemaßte Gralshüterrolle sorgt nicht nur für mediale Bevorzugung und Parteinahme, sondern macht die Protagonisten in den Augen vieler Zeitgenossen auch unangreifbar. Es scheint zu reichen, das „gute Gewissen der Nation“ für sich zu reklamieren. Der derzeitige demoskopische Höhenflug der Grünen dürfte nicht zuletzt auf diese Zusammenhänge zurückzuführen sein.