Europäische „Solidarität“

Die neue griechische Regierung zieht alle propagandistischen Register, um ihr Land zum unschuldigen Opfer finsterer Mächte umzuschminken. Als bisheriger Gipfel der scheinheiligen Schuldverlagerung gilt die Behauptung, bei der Vergabe der gigantischen Rettungsgelder an Griechenland handele es sich um „ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.

Die Geberländer hätten sich wie „drittklassige korrupte Banker“ verhalten. Eine solches Ausmaß an ideologischer Realitätsverweigerung und Legendenbildung ist in der europäischen Nachkriegsgeschichte ohne Beispiel. Konstruktiv ist dagegen das solidarische Verhalten der osteuropäischen Euro-Länder, die (bisher) die diversen Rettungsmaßnahmen für Hellas weitgehend klaglos mittragen. Das gilt insbesondere für die Slowakei, Tschechien, Slowenien sowie Estland, Lettland und Litauen, denen es wirtschaftlich deutlich schlechter geht als Griechenland. Das griechische Pro-Kopf-Einkommen lag im Jahr 2014 bei 16.500 Euro. Damit übertraf es den Vergleichswert der östlichen Mitgliedsländer um 42 %. Gleichwohl sollen diese weiter zur Kasse gebeten werden. So soll der Rentner in Estland, der im Durchschnitt 350 Euro pro Monat erhält, jetzt dazu beitragen, dass die griechische Regierung ihren Senioren ein zusätzliches Weihnachtsgeld spendieren kann. Wenn es die EU zulässt, dass die wirtschaftlich schwächsten Euro-Länder ausgebeutet werden, um den Schlendrian in Griechenland zu finanzieren, verliert das System den letzten Rest an Glaubwürdigkeit.

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