Extreme Target-Risiken

Die Wirtschaftsweisen haben ihre Konjunkturprognose für Deutschland in 2017 um 0,1 % auf 1,4 % angehoben. Außerdem hat der Sachverständigenrat die vielfach geäußerte Kritik am deutschen Leistungsbilanzüberschuss als „nicht stichhaltig“ zurückgewiesen. Von einem gesamtwirtschaftlichen „Ungleichgewicht“ könne keine Rede sein.

Dennoch sei die Bundesregierung aufgerufen, den Überschuss durch verstärkte Investitionsförderung zu reduzieren. Prof. Hans-Werner Sinn hat den „Export-Boom“ kürzlich in einem hervorragenden Interview vor allem auf die doppelte Unterbewertung der Währung zurückgeführt. Einerseits sei Deutschland innerhalb des Euroraums um 20 % unterbewertet, andererseits entspreche der Außenwert des Euro gegenüber dem US-Dollar, der zurzeit bei etwa 1,07 liegt, nicht der durch die OECD ermittelten Kaufpreisparität von 1,29. Dieser realitätsferne Zustand trägt unter anderem dazu bei, dass ausländische Investoren derzeit deutsche Unternehmen weit unter Wert erwerben können. Der frühere ifo-Chef widerspricht übrigens der von Politikern gerne vorgetragenen Behauptung, Deutschland gewinne durch den Exportboom an Wohl-stand. Sinn weiter: „Deutschland verkauft seine Waren zu einem erheblichen Teil gegen Kreditfinanzierungen der Bundesbank, die sogenannten Target-Kredite. Die liegen mittlerweile bei der Hälfte des deutschen Nettoauslandsvermögens. Die Gefahr ist groß, dass diese Kredite niemals bedient werden“. Nur am Rande: Die deutschen Target2-Forderungen sind im Februar auf einen neuen Rekordstand von 814 Mrd. Euro gestiegen.

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