Mit Blick auf das vorgeschobene Alibi der „Preisstabilität“ für die faktische Inflationierung muss man sich – so Sinn – fragen, „ob wir für dumm verkauft werden.“ Diese fatale Entwicklung sei nur dadurch zu bremsen, dass die EZB endlich die virtuelle Gelddruckerei einschränke. Genau dies werde aber systematisch von der EZB und den südeuropäischen Ländern verhindert, die mehr Inflation wollten, „um das Staatsschuldenproblem elegant loszuwerden.“
Jetzt herrsche italienische Geldpolitik. Als Gewinner dieser gewollten Inflationspolitik bezeichnet Sinn „Schuldner wie Häuslebauer, Wohnungskäufer und den Staat.“ Verlierer seien Gläubiger wie private Sparer, die allein im Jahr 2015 Zinsverluste von 91 Mrd. Euro erlitten haben. Und den Eurokrisenländern seien bis einschließlich 2015 Nettozinszahlungen in Höhe von 373 Mrd. Euro erspart geblieben. Zur Frage, warum Deutschland seine berechtigten Interessen in den EZB-Gremien nicht konsequenter wahrnehme, zieht der Ökonom ein desillusioniertes Fazit: „Bundesbank-Chef Weidmann erhebt seine Stimme deutlich und oft. Doch wird er im EZB-Rat ständig überstimmt, weshalb sein Vorgänger Axel Weber ebenso das Handtuch warf wie der deutsche Ex-Chefvolkswirt der EZB, Jürgen Stark. Im Moment kämpft Weidmann einsam und tapfer. Aber selbst bei deutlich höheren Inflationsraten wird er kaum eine Mehrheit auf seine Seite bringen.“ Den wegen der völlig verfahrenen Situation ebenso ratlosen wie besorgten Bürgern empfiehlt der langjährige ifo-Chef: „Werden Sie politisch aktiv, um der Enteignung ein Ende zu machen!“