Lehren aus der Krise

Angesichts der zunehmenden Ratlosigkeit befasst sich das „Handelsblatt“ mit der Frage, welche Schlüsse aus der Griechenland-Krise zu ziehen sind. Die Zeitung schreibt: „Nicht der Ausstieg Griechenlands aus der Währungsunion gefährdet das europäische Projekt.

Die eigentliche Gefahr für Europa ist eine Politik, die die historisch gewachsene Wirklichkeit ihren geschichtsvergessenen Illusionen unterwerfen will. Was finanzpolitisch nicht zusammengehört, wächst nicht zusammen, auch wenn die Regierungschefs, die EZB, der Europäische Rat und die Europäische Kommission es beschließen. Was uns jetzt bevorsteht, ist keine Katastrophe für Europa. Was nun bevorsteht, ist die Korrektur eines grundlegenden Fehlers, begangen im Machbarkeitswahn einer Politikergeneration, die über ökonomische und kulturelle Wirklichkeiten hinwegregieren zu können glaubte. Wenn wir die richtigen Lehren aus dem Scheitern der Währungsunion ziehen, wird Europa weder schwächer noch stärker, aber hoffentlich klüger sein als bisher. Die an das Fortschrittspathos des real existierenden Sozialismus erinnernde Forderung des EU-Vertrages nach einem ‚Prozess der immer engeren Union der Völker Europas‘ muss angesichts des griechischen Scheiterns relativiert werden.“

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