EZB-Chefin Lagarde hat Negativzinsen als ein „effektives Instrument der Geldpolitik“ gelobt. Sie belasteten zwar die Sparer, doch davon seien in der Eurozone nur 5 % der Guthaben betroffen. In Deutschland sei der Anteil der betroffenen Einlagen doppelt so hoch, was an der höheren Sparbereitschaft der Bundesbürger liege.
Dass der fatale Zangengriff von Strafzinsen und Inflation die deutschen Anleger schon in diesem Jahr um über 3 % enteignen dürfte, war für Lagarde kein Thema. Malte Fischer („WirtschaftsWoche“) spricht in dem Zusammenhang von einer „gigantischen Umverteilungsmaschine zwischen den Banken im Norden und Süden der Eurozone“. Er stützt sich dabei auf eine neue Studie, der zufolge die deutschen Institute 2020 das Gros der Belastungen zu tragen hatten, während die italienischen, spanischen und portugiesischen Banken relativ wenig geschröpft worden sind. Die Negativzinspolitik der EZB verfolgt aus Fischers Sicht die Absicht, „mit Hilfe der Geldpolitik jenseits demokratischer Legitimation und Kontrollmechanismen Wohlstand von Nord nach Südeuropa zu schaufeln“.