Die EZB ist offenbar finster entschlossen, ihre Politik des billigen Geldes ohne Rücksicht auf die gefährlichen Auswirkungen fortzusetzen. Sie ist damit längst zum Sachwalter der Interessen der südeuropäischen Schuldenländer geworden, die nur so – ohne unerwünschte, weil unpopuläre Einsparungen – ihre Schuldenhaushalte refinanzieren können. Billigend in Kauf genommen wird dabei eine rapide Zunahme der Geldentwertung.
So ist die deutsche Inflationsrate im August mit 3,9 % auf den höchsten Stand seit fast 30 Jahren gestiegen. Der Bundesbankpräsident erwartet bis zum Jahresende einen weiteren Anstieg auf 5 %. Damit würde das deutsche Geldvermögen von gegenwärtig rund 6,7 Billionen Euro in nur einem Jahr 321 Mrd. Euro an Kaufkraft verlieren. Anders formuliert: Der Inhaber eines Barvermögens von 100.000 Euro würde bis 2030 um 35.500 Euro, also über ein Drittel, enteignet werden. Mehr als erstaunlich ist, dass das für deutsche Wahrnehmungen höchst sensible Thema Inflation im Wahlkampf überhaupt keine Rolle gespielt hat. Parteien und Medien haben sich diesbezüglich – aus welchen Gründen auch immer – auffällig zurückgehalten. Das gilt im Übrigen auch für die Regierungen von Italien und Frankreich, die im Sommer alles getan haben, um nicht die deutschen Wähler mit neuen Initiativen pro Schuldenunion zu irritieren. Schon ab Oktober dürfte eine Offensive gegen die Maastricht-Kriterien starten. Vor allem die italienische Regierung von Mario Draghi will den Stabilitätspakt untergraben und die Kriterien dauerhaft aussetzen. Man müsse sich – so heißt es – „den neuen Realitäten“ anpassen. Kein Geheimnis ist, dass – neben Italien und Frankreich – auch Griechenland, Portugal und Spanien hochgradig daran interessiert sind, zulasten der nördlichen EU-Länder die „Freiheit“ zur unlimitierten Neuverschuldung zurückzuerobern.