Prinzip Hoffnung

Das Jahr 2020 wird als Negativ-Rekordjahr in die ökonomischen Annalen eingehen. Im April sind die deutschen Exporte um über 30 % eingebrochen. Die Bundesbank ging im Juni davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal des Jahres um rund 10 % rückläufig war.

Für das Gesamtjahr erwartet sie ein BIP-Minus von 7,1 %. Der Produktionsindex des verarbeitenden Gewerbes stürzte im Mai – gegenüber dem Vorjahresmonat – um sage und schreibe 25,3 % ab. Die Auswirkungen der Pandemie stellen nach Analyse des ifo-Institutes die globale Finanzkrise von 2008/2009 in den Schatten. Die Situation sei extremer, auch wenn das genaue Aus-maß noch nicht absehbar sei. Aktuell sind – laut ifo – 21,7 % der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten von Kurzarbeit betroffen. Wie viele Arbeitsplätze letztlich verloren gingen, sei derzeit offen. Umfragen zufolge erwarten die deutschen Unternehmen für 2020 einen durchschnittlichen Umsatzrückgang um 20 %. Besonders gefährdet sind Kleinunternehmen, die Umsatzeinbrüche von 30 % befürchten. Mit Sorge beobachtet der ifo-Präsident den eklatanten Anstieg der öffentlichen Schulden. Laut der Ratingagentur Moody`s steigen die Staatsschulden welt-weit derzeit fast doppelt so schnell wie während der Finanzkrise. Die Geldpolitik habe ihr Pulver weitgehend verschossen. Die Hoffnung, dass China wie nach 2009 erneut als Konjunktur-Lokomotive die Weltwirtschaft stabilisieren werde, hält Fuest für zweifelhaft. Derzeit stelle sich die Frage, ob die chinesische Wirtschaft auf Sicht nicht sogar schrumpfen werde. Drama-tisch zuspitzen würde sich die Lage, wenn es zu einer zweiten Infektionswelle komme. Für diesen Fall hat die OECD eine Schrumpfung des BIP in der Eurozone um 11,5 % prognostiziert. Derzeit bleibt eigentlich nur das Prinzip Hoffnung.

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