Die derzeit äußerst turbulenten Zeiten erweisen sich nicht nur für sensible Gemüter als echte Herausforderung. Der vor allem in der Psychologie gängige Begriff der Resilienz erfüllt alle Voraussetzungen, um zum „Wort des Jahres“ zu werden.
Damit gemeint ist bekanntlich die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen durch Verhaltensanpassungen ohne anhaltende Beeinträchtigungen zu überstehen. Als negatives Gegenstück wird die Vulnerabilität genannt, also die Verwundbarkeit oder Verletzlichkeit. Auch dieser Begriff findet in verschiedenen wissenschaftlichen Fachrichtungen Verwendung. Im psychosozialen Sinne umreißt die Resilienz den individuellen Prozess im Umgang mit Krisen. Es liegt auf der Hand, dass sich menschliche Belastungen durch Zahl, Dimension und Intensität der jeweiligen Stressfaktoren potenzieren. Insofern darf man das Ausmaß und die Komplexität der gegenwärtigen Herausforderungen auch aus historischer Sicht als ungewöhnlich bezeichnen. Die breit gefächerte Krisen-Palette reicht vom Krieg in Europa mit Worst-Case-Szenarien wie Atomwaffeneinsatz, Hungersnot und Zusammenbruch der Energieversorgung über die offensichtlich noch längst nicht kontrollierbare Pandemie bis zur Wirtschaftskrise, galoppierenden Geldentwertung und explodierenden Staatsverschuldung.