Als letzten großen Tabubruch bezeichnet die „Welt“ die Absicht der EZB, eine Billion Euro in die Kapitalmärkte zu pumpen. Die Notenbank will Geld drucken, um mehr oder weniger faule Staatsanleihen aufzukaufen.
Damit werde die Selbstverpflichtung umgangen, niemals Staaten mit der Notenpresse zu finanzieren. „Quantitative Easing“ gilt als letzte noch verfügbare Waffe im EZB-Arsenal. Kritiker sprechen von einem panikartigen Abschied vom Prinzip einer soliden Geldpolitik. Draghi malt zur Rechtfertigung immer wieder das Gespenst einer angeblich drohenden Deflation an die Wand. Er übersieht dabei, dass die sogenannte Kerninflation, bei der die stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise außen vor bleiben, derzeit in Europa bei 0,8 % liegt. Der frühere EZB-Chefökonom Jürgen Stark, der Ende 2011 aus Protest über den Kurs der Währungsunion zurückgetreten ist, merkt an: „Manche halten ein QE-Programm für eine Art Atomwaffe der Geldpolitik, für eine der schärfsten Waffen überhaupt. Wirksam ist dieses Instrument aber nur im Kampf gegen eine echte Deflation. Es gegen die europäische Misere einzusetzen, wie es die EZB nun plant, bringt hingegen überhaupt nichts, sondern schürt nur noch die Unsicherheiten und Instabilitäten.