Aktuell wiederholt sich das Lehrstück als italienische Tragik-Komödie. Auch die römische Regierung zeigt für die eigenen Wähler zunächst pseudo-revolutionären Oppositionsgeist, um dann durch unwesentliche Zugeständnisse den Eurokraten und den Regierungen der Geberländer die Möglichkeit zur Gesichtswahrung zu geben.
Auch hier wird bereits kräftig an der Legende gestrickt, der EU-Kom-mission sei es letztlich durch harte Verhandlungen gelungen, Italien zum Einlenken im Sinne eines vertragskonformen Kompromisses zu veranlassen. Die Regierung in Rom wird sich kurzzeitig minimal einsichtig zeigen, um den „Kompromiss“ sodann im Europa-Wahlkampf als Beweis für die gelungene Wahrnehmung nationaler Interessen zu verkaufen. Ungeachtet dessen wird vor und hinter den Brüsseler Kulissen unverzagt an der Weiterentwicklung und Vertiefung der EU im Sinne der Vorstellungen des französischen Staatspräsidenten gewerkelt. Es gilt, auch im Hinblick auf die Forderungen nach einem Europäischen Währungsfonds, einer Bankenunion, einem EU-Budget und anderen Vergemeinschaftungsprojekten in harmonischer Solidarität weitere „Kompromisse“ zur Vollendung der Transfer- und Schuldenunion herbeizuführen.