Schwarze Schwäne

Schwarze Schwäne
Mit gemischten Gefühlen ist die deut-sche Wirtschaft in das Jahr 2013 ge-startet. Einerseits wächst die Hoff-nung, dass sich die Bundesrepublik der von den südlichen EU-Ländern ausge-henden Rezession entziehen kann.

Andererseits schweben die ungelösten Probleme der Euro-Schuldenkrise wie ein Damokles-Schwert über der Ge-samtwirtschaft. Unkalkulierbarkeit und Unsicherheit belasten die Planungen in den Chef-Etagen. Das Buch „Der schwarze Schwan“ steht für die Er-kenntnis, dass scheinbar unmögliche Ereignisse sehr wohl eintreten und Probleme der nicht gekannten Dimen-sion auslösen können. Linde-Chef Reitzle hat angemerkt, es sei noch nie so schwierig gewesen, die wirtschaft-liche Entwicklung zu prognostizieren. Es scheint derzeit nur die Gewissheit zu geben, dass es keine Gewissheit mehr gibt. Unsicherheit ist – so der „Spie-gel“ – zum dominierenden Lebensge-fühl geworden. Vor diesem Hinter-grund wird unternehmerische Flexibili-tät zum zentralen Gebot der Stunde. So hat der BMW-Vorstand mit seinem Betriebsrat ein „Anti-Krisen-Programm“ vereinbart, das kurzfristige Anpassungen an veränderte Nachfra-gesituationen ohne Personalfreistel-lungen ermöglichen soll. Gegen Wäh-rungsschwankungen und Einfuhrzölle soll eine forcierte Internationalisie-rung der Montage helfen. Auch mittel-ständische Unternehmen bereiten sich verstärkt auf Unabwägbarkeiten vor. Dazu gehören Notfallpläne für unter-schiedliche Krisen-Szenarien. Während die Vereinten Nationen und die OECD eine weltweite Rezession nicht aus-schließen, präsentiert sich Deutsch-land derzeit noch wie das legendäre gallische Dorf von Asterix und Obelix: Das ifo-Institut erwartet hierzulande für 2013 ein reales BIP-Wachtum von 0,7 %. Vor allem die Baubranche dürfe weiter auf gute Geschäfte hoffen.

Neue Eskalationsstufe?
„Unsichtbar wird der Wahnsinn, wenn er genügend große Ausmaße ange-nommen hat.“ An diese Erkenntnis von Berthold Brecht erinnert derzeit die erstaunliche Tabuisierung der Euro-Krise in den meisten deutschen Medi-en. Es scheint so, als folge man in vie-len Redaktionen nur allzu gerne der Brüsseler Desinformation, dass der Höhepunkt der Schuldenkrise über-wunden sei. Tatsache ist, dass die im letzten Jahr erfolgte Ankündigung der EZB, die Gemeinschaftswährung ohne Rücksicht auf Verluste „retten“ zu wollen, zunächst für vermeintliche Entspannung gesorgt hat. Tatsache ist aber auch, dass die Geldflutung mehr neue Probleme schafft als alte Prob-leme löst. Die „Wirtschaftswoche“ weist in einem lesenswerten Kommen-tar unter der Überschrift „Planwirt-schaft der Notenbanken“ auf den „ho-hen Preis der Plünderung Deutschlands per Schuldenvergemeinschaftung via EZB“ hin: „Jetzt darf der deutsche Steuerzahler nicht mehr nur alternativ-los für die Staatsschulden von Europas Pleitestaaten (PIIGS: 3,47 Billionen Euro) einstehen, sondern – mittels der europäischen Bankenunion – auch schon bald für die Verlustrisiken aus den Bankbilanzen (18 Billionen Euro)“. In Griechenland und Spanien fordere der Euro-Rettungswahn inzwischen Opfer, die den inneren Frieden in Eu-ropa bedrohen könnten. Das Interna-tionale Rote Kreuz habe kürzlich vor bürgerkriegsähnlichen Zuständen ge-warnt. Angesichts der Tatsache, dass sich auch in Italien und Frankreich die Lage weiter zuspitze, bestehe die Ge-fahr, dass die Euro-Krise im Jahr 2013 „völlig überraschend“ eine neue Eska-lationsstufe erreichen werde.

Selbstbedienung
Als abschreckendes Beispiel für absur-den Wildwuchs und dreiste Selbstbe-dienungsmentalität im öffentlich rechtlichen Bereich entpuppt sich die neue Rundfunkabgabe. Für Unterneh-men führt die wie eine Steuer einge-triebene Gebühr zu ebenso extremen wie unlogischen Kostensteigerungen von bis zu 500 %. Zu hoffen ist, dass die jetzt entstehende Klagewelle diese mit neuem Etikett versehene Abzocke-rei stoppen wird. Wie in Staatsbetrie-ben üblich, konzentriert sich die Füh-rung der Sender offensichtlich auf die Schaffung zusätzlicher Budget-Spielräume. Dabei bieten sich zahlrei-che Chancen für erhebliche Kostenre-duzierungen. Allein ARD und ZDF be-treiben derzeit mit 26.600 Angestellten und über 100 Tochtergesellschaften 22 TV-Sender und 64 Radioprogramme. Zur musikalischen Erbauung dienen allein bei der ARD elf Orchester, vier Big Bands und fünf Chöre. Legendär sind die Ruhestandsbezüge, die z. B. der WDR seinen Mitstreitern einge-räumt hat. Auch beim Einkauf promi-nenter Moderatoren und großer Sportereignisse wird geklotzt und nicht gekleckert. Die Zahl der Mitarbeiter, die von den Olympischen Spielen in London berichtet haben, war mit 480 größer als das gesamte deutsche Olympia-Team. Dass das im internati-onalen Vergleich einzigartige Jahres-budget von zuletzt 7,4 Mrd. Euro zu qualitativen Höhenflügen geführt ha-be, kann beim besten Willen nicht behauptet werden. Im Gegenteil: Wie-derholungen und Trash-Formate do-minieren heute zunehmend die öffent-lich-rechtliche TV-Realität. Kein Wun-der, dass vielerorts die Auffassung vertreten wird, das deutsche Fernse-hen sei eher schmerzensgeldpflichtig als gebührenpflichtig.

Öko-Logik
Neues aus Absurdistan: Immer mehr von deutschen Bürgern subventionier-ter, aber nicht benötigter Öko-Strom wird billig an unsere Nachbarländer verhökert oder gar verschenkt. Die Öko-Umlage von 5,3 Cent pro Kilo-wattstunde, die eigentlich den Ausbau der Wind- und Sonnenenergie fördern soll, sorgt also de facto in den Nieder-landen und Polen für Strompreise, die deutlich niedriger liegen als in Deutschland.

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