EZB-Chef Draghi hat in einem Brief an italienische Parlamentarier erklärt: „Falls ein Land das Eurosystem verlässt, muss dessen Nationalbank die Ansprüche oder Verbindlichkeiten mit der EZB vollständig ausgleichen“. Diese an sich selbstverständlich klingende Feststellung wirft Fragen auf nach der Realisierbarkeit im Ernstfall.
Wie und bei wem sollte Deutschland, das gegenwärtig Target 2-Forderungen in Höhe von fast 800 Mrd. Euro gegenüber den übrigen Euro-Ländern hat, diese Ansprüche geltend machen, wenn ein Schuldenland aus dem Währungsverbund austritt und den Staatsbankrott erklärt? Ifo-Chef Fuest hat davor gewarnt, dass das Risikovolumen dank einer unkontrollierten Kapitalflucht nach Deutschland explodieren könne. Und er hat für den Fall, dass sich bei den französischen Präsidentschaftswahlen Le Pen durchsetzen sollte, die unverzügliche Einführung von Kapitalverkehrskontrollen in Europa gefordert. Dass sich mittlerweile führende Ökonomen im unverbrämten Klartext zu nicht mehr ausschließbaren Extrem-Szenarien äußern, offenbart die schwelende Dramatik der weitestgehend ungelösten Euro-Krise.