Strafzinsen

Strafzinsen
Seit 1925 wird hierzulande der Welt-spartag gefeiert, um aufzuzeigen, dass Konsumverzicht durch Zinszahlung belohnt wird. In diesem Jahr ist der auf langfristige Vermögenbildung abzie-lende Aktionstag zur Farce verkom-men. Denn: Erstmalig hat ein deut-sches Institut aus dem Bereich der Volksbanken angekündigt, höhere Tagesgeldeinlagen mit einem Strafzins von 0,25 % zu belasten.

Begründet wird diese erstaunliche Praxis mit dem Hinweis, dass die Banken ihrerseits von der EZB für kurzfristiges Geldpar-ken mit einem Negativzins von aktuell 0,2 % belastet würden. Nicht erwähnt wird dabei, dass die Banken einen Teil der bei ihnen bisher nahezu zinsfrei angelegten Gelder als hoch verzinste Kredite an ihre Kunden weitergeben. Aparterweise beklagen die Sparkassen eine „Erosion der Sparkultur“. Gleich-wohl ist damit zu rechnen, dass – vor dem Hintergrund der fatalen EZB-Zinspolitik – weitere Banken diesem schlechten Beispiel folgen werden. Daher werden immer mehr deutsche Sparer für die höchst riskante Ret-tungspolitik der EU bezahlen.

Enteignung
Seit Jahren haben sich die Deutschen – mangels sicherer Alternativen – mit marginalen Habenzinsen zufrieden geben müssen, die noch nicht einmal die reale Geldentwertung ausgleichen. Jetzt wird der volkswirtschaftliche Wahnsinn zur Methode. Ein Anleger, der 0,25 % Strafzins zu zahlen hat, muss zusätzlich eine Inflationsrate von aktuell 0,8 % verkraften. Unterm Strich findet also derzeit eine reale Enteig-nung um 1,05 % statt. Diese Wirt-schaftlichkeitsrechnung wird sich wei-ter verschlechtern, wenn die Bemü-hung der EZB um eine deutlich stei-gende Geldentwertung Erfolg haben wird. Die Zentralbanker halten be-kanntlich eine Inflationsrate von 2 % für wünschenswert, um der (angebli-chen) Deflationsgefahr begegnen zu können.

Sinkende Sparquote
Den größten Teil ihres Geldvermögens halten die Deutschen – laut Bundes-bank – mit knapp 2 Billionen Euro in Bargeld und Sichteinlagen. In Fonds sind derzeit 420 Mrd. Euro angelegt, in Aktien 230 Mrd. Euro und in Anleihen 180 Mrd. Euro. Gleichwohl ist die Sparquote seit 1991 von damals knapp 12,7 % auf jetzt 9,2 % gesunken. Einer Untersuchung zufolge hat bereits fast jeder dritte Bundesbürger sein Spar-verhalten wegen der Niedrigzinspolitik verändert oder plant, dies zu tun. Bei der Umschichtung stehen verstärkter Konsum sowie die Investition in Wert-papiere und Immobilien im Vorder-grund. Der Run auf Betongold hat vor allem in Ballungszentren zu unüber-sehbaren Blasenbildungen geführt.

„Angst vor Nullen“
Den Banken sind die hier skizzierten Probleme und Risiken zweifelsfrei be-kannt. Gleichwohl nutzen sie die all-gemeine Verunsicherung und Unzu-friedenheit, um die Anleger in angeb-lich rentablere, tatsächlich aber riskan-tere und provisionsträchtigere Anlage-klassen zu locken. Dabei wird fachlich fundierte Argumentation gelegentlich durch unverantwortliche Propaganda ersetzt. So hat der Anlagechef einer deutschen Großbank seine gesammel-ten Empfehlungen kürzlich folgender-maßen zusammengefasst: „Statt sich arm zu sparen, müssen wir Deutsche wieder mehr konsumieren und gleich-zeitig vernünftig investieren“. Falls die Bürger uneinsichtig seien, erwarte sie „eine Welt mit sinkenden Löhnen und dauerhaft negativen Zinsen.“ Als Al-ternative zum Konsum schlägt der „Experte“ ganz uneigennützig vor, sich stärker in Aktien zu engagieren. In der Bankenrealität sind damit natürlich Aktienfonds gemeint, die den Institu-ten hohe Ausgabeaufschläge und er-folgsunabhängige Jahresgebühren bescheren. Als eine Art Erfolgsrezept nennt der Banker, der in dem von ihm geleiteten Aktienfonds für eine Billion an Kundengeldern verantwortlich zeichnet: „Man darf keine Angst vor Nullen haben.“

7 Milliarden Euro
Unter der Überschrift „Schlamperei, Abzocke und Betrug“ berichtet das „Handelsblatt“ über den Umgang der EU mit den ihr anvertrauten Geldern. So hat der Europäische Rechnungshof beanstandet, dass die EU im Haus-haltsjahr 2013 rund 7 Mrd. Euro ohne rechtliche Grundlage ausgegeben hat. Angesichts der lediglich stichprobenar-tigen Prüfung vermuten Kenner der Materie eine erhebliche Dunkelziffer bei der Vergeudung der Steuergelder. Die neue EU-Kommission hielt es nicht für erforderlich, zur Kritik des Rech-nungshofs Stellung zu nehmen.

Zeitgeist
Nach Meinung der „Wirtschaftswo-che“ nimmt der Kampf für die Gleich-stellung der Geschlechter mittlerweile bizarre Züge an. Dazu gehören Unisex-Toiletten, eine Frauenquote für Stra-ßennamen und ein Leitfaden der Uni Köln für „geschlechtersensible Spra-che“, der hilfreiche Wortneuschöp-fungen wie „Bürgerinnensteig“ ent-hält. Das „Zentrum für transdisziplinä-re Geschlechterstudien“ an der Berli-ner Humboldt-Universität schlägt vor, die akademischen Titel Professorin und Professor durch die Anrede „Pro-fessx“ zu ersetzen. Die x-Form mache deutlich, dass es „noch mehr als Frau-en und Männer“ gebe, und beseitige „den Zwang, sich einem Geschlecht zuordnen zu müssen.“ Dagegen sieht die neue Verfassung der Uni Leipzig nur noch weibliche Bezeichnungen vor. Danach sind auch männliche Do-zenten mit „Professorin“ anzuspre-chen. Schon vor über 13 Jahren sollen Gender-Aktivisten den Vorstand von Schalke 04 aufgefordert haben, das neue Stadion nach einer weiblichen Symbolfigur zu benennen. Nach langer Diskussion einigte sich der Vorstand auf den Namen „Dem Ernst Kuzorra seine Frau ihr Stadion.“

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