Verquere Semantik

Für die Zukunft rechnet Hans-Werner Sinn damit, dass die EZB die Inflation in Deutschland befeuern werde, statt Südeuropa in die Deflation gleiten zu lassen. Um die Schuldenländer nicht in soziale Unruhen und in die Pleite zu treiben, wolle man den bequemeren Weg einer Inflationierung Deutschlands gehen.

Die Bundesrepublik müsste theoretisch zehn Jahre lang um etwa 4,5 % inflationiert werden, um das Problem der ungleichen Preise in der Eurozone zu lösen. Damit seien entsprechende Kaufkraftverluste für die deutschen Sparer verbunden. Einem Anleger, der mit einem Kapital von 100.000 Euro starten würde, blieben also nach dieser Inflationsdekade kaufkraftmäßig ganze 55.000 Euro. Bemerkenswerterweise strebt die EZB, die vorgibt, der Preisstabilität verpflichtet zu sein, seit Jahren ganz offiziell eine Euroraum-Inflationsrate von 2 % an. Diese willkürliche Manipulation ist bisher von den meisten Politikern unkritisch übernommen worden. Dazu Sinn: „Das ist eine verquere Semantik. Fallen die Preise, haben wir Deflation, steigen sie, haben wir Inflation. Deutschland befindet sich längst in einem inflationären Prozess, zumal die Sparzinsen fast bei null sind. Wir erleben eine zunehmende Enteignung der Sparer“.

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