Die Halbwertzeit von Konjunkturprognosen verkürzt sich gerade in turbulenten Zeiten dramatisch. So veröffentlichte das ifo-Institut im vergangenen September seinen Ausblick unter der Überschrift „Herbst 2020: Deutsche Wirtschaft weiter auf Erholungskurs“, um dann im Dezember nachzuschieben: “Winter 2020: Das Corona-Virus schlägt zurück.“
Als Grund für diesen Wandel führte ifo an, die langsame konjunkturelle Erholung sei im November wegen des Lockdown-Light im Keim erstickt worden. Die vor Weihnachten erfolgte Lockdown-Verschärfung sei dabei noch gar nicht berücksichtigt worden. Die deutsche Wirtschaftsleistung ist 2020 um 5,0 % eingebrochen. Die noch im Herbst gehegte Hoffnung, diesen Absturz schon im neuen Jahr wieder vollständig ausgleichen zu können, dürfte sich nicht erfüllen. Aktuell geht ifo für 2021 nur noch von einem preisbereinigten BIP-Wachstum um 4,2 % aus. Die Wirtschaftsweisen haben ihre Prognose für 2021 sogar auf 3,7 % gesenkt. Erst Ende 2021 soll das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden. Derzeit nicht absehbar ist, welche zusätzlichen volkswirtschaftlichen Flurschäden die zweite Corona-Welle hinterlässt. Die Bundesbank sieht derzeit vor allem in der Industrie „ermutigende Signale“.