Der 9. März 2015 wird in die europäische Wirtschaftsgeschichte eingehen als Start eines Billionen-Experiments mit ungewissem Ausgang. Die EZB will bekanntlich die Märkte bis (vorerst) September 2016 mit monatlich 60 Mrd. Euro fluten, um die Wirtschaft im Euro-Raum zu beleben und die derzeit niedrige Inflationsrate auf einen Zielwert von etwa 2 % zu heben.
Bundesbankpräsident Jens Weid-mann beanstandet, dass das Euro-System durch den Ankauf von Staatsanleihen „zum größten Gläubiger der Staaten“ werde, was die Verquickung von Geld- und Fiskalpolitik deutlich beschleunige. Ifo-Chef Sinn kritisiert die von der EZB betriebene Abwertung des Euro. Außerdem erleichtere das Programm den Staaten die unzulässige Verschuldung mit der Druckerpresse. Sinn weiter: „Bei 20 % der Käufe werden faktisch Eurobonds durch die Hintertür eingeführt wegen der Haftungsgemeinschaft über die EZB.“ Tatsächlich ist der Euro-Kurs schon drei Tage nach dem QE-Start auf den niedrigsten Stand seit 2002 gefallen. Die Parität ist nur noch eine Frage der Zeit. Spekulanten setzen auf ein lange anhaltendes Zeitalter des schwachen Euro und wittern das Geschäft ihres Lebens. Trader werden mit Arbitragegeschäften (Carry Trades) gewaltige Profite machen. Fachleute rechnen damit, dass die Kapitalflucht aus der Euro-Zone nie zuvor gekannte Dimensionen erreichen wird. Die absehbare Zinswende in den USA dürfte den Euro weiter schwächen, die Abwanderung des Kapitals verstärken und den virtuellen deutschen Börsen-Hype möglicherweise schlagartig beenden. Es erscheint zunehmend fragwürdig, ob Herr Draghi wirklich weiß, was er tut.