20.12.2021 Wettbewerbsfähigkeit

Ausländische Konzerne bewerten den Wirtschaftsstandort Deutschland zunehmend kritisch und planen eine Reduzierung ihrer Investitionen.

Das ist die Quintessenz einer neuen Studie, bei der KPMG 360 Finanzvorstände von deutschen Tochtergesellschaften internationaler Konzerne befragt hat. Danach wollen nur noch 19 % der Firmen in den kommenden fünf Jahren Investitionen von jährlich mindestens zehn Millionen Euro in Deutschland vornehmen. Zum Vergleich: Bei der letzten Befragung vor vier Jahren wollten dies noch 34 %. Als größtes Investitionshindernis erweist sich die unzureichende digitale Infrastruktur. 9 % der Befragten bezeichnen sie als „die schlechteste in der EU“, weitere 24 % zählen sie „zu den fünf schlechtesten in der EU“. Beanstandet wird auch die Kosten-Situation: Deutschland gilt als „zu teuer bei Strom, Steuern und Arbeitskosten“. Bei Industriestrom sei die Bundesrepublik mit 18,18 Cent pro Kilowattstunde inzwischen das Schlusslicht in Europa. Das deutsche Steuersystem wird schlicht als „nicht wettbewerbsfähig“ eingestuft. Kritisiert werden auch marode Straßen, Brücken und Schienen. Die Arbeitskosten liegen mit durchschnittlich 36,60 Euro weit über dem EU-Durchschnitt von 28,50 Euro. Dieser Nachteil sei bisher wegen der hohen deutschen Arbeitsproduktivität in Kauf genommen worden. Allerdings beobachteten die Investoren die seit 2018 hierzulande stagnierende Produktivität mit Sorge. Als Fazit stellt KPMG eine schwindende Attraktivität des Standorts fest und warnt, dass ein weiteres Anwachsen von Regulierung und Bürokratie infolge der geplanten EU-Umweltgesetzgebung zur Bedrohung des Investitionsstandorts Deutschland führen könne. Die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sollte folglich weit oben auf der Agenda der neuen Bundesregierung stehen.

Presse/Denkanstoesse

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