Künftige Historiker-Generationen werden wohl darüber rätseln, was Deutschland im Herbst 2015 zu einer radikalen Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik veranlasst hat.
Die FAZ kommentiert den tiefgreifenden Wechsel in der Flüchtlingspolitik so: „Merkels besonnen klingende Mahnung, dass es für die Flüchtlings- und Migrantenkrise nur eine europäische Lösung geben kann‘, ist hohl.
Eine desillusionierte Zwischenbilanz zieht Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn in seinem neuen Buch "Der Euro - Von der Friedensidee zum Zankapfel". Der Süden Europas leide unter einer schwachen Wirtschaft mit hoher Arbeitslosigkeit, der Norden fungiere als Zahlmeister und werde von der EZB in Geiselhaft genommen.
Auf langfristig 900 Mrd. Euro, also ein Drittel der deutschen Wirtschaftsleistung, schätzt Prof. Bernd Raffelhüschen, Leiter des Forschungszentrums Generationenverträge, die Gesamtkosten für die Aufnahme der Flüchtlingswelle nach der Barwertmethode.
Die Bürger verfolgen den Niedergang der Volksparteien mit gemischten Gefühlen. Einerseits erscheinen handfeste Quittungen für die fortgesetzte Missachtung der Wähler-Prioritäten geboten und überfällig. Andererseits ist die Sorge nicht unberechtigt, dass mit der Zersplitterung der Parteienlandschaft auch die politische Stabilität der Nachkriegszeit dauerhaften Schaden nimmt.