Standort D in Gefahr

13.03.2023

Standort D in Gefahr

Der Publizist Gabor Steingart sieht hierzulande eine zunehmende „Abschiedskultur“ als Folge von Firmensterben und industrieller Abwanderung, die zur Vernichtung von Arbeitsplätzen und Wohlstand führen. Auslöser seien der Energiepreisschock, die Forschungsbürokratie und die „amerikanische Versuchung“, die mit niedrigen Energiepreisen und ausgelobten Subventionen zur transatlantischen Verlagerung von Produktion einlade. Als aktuelle Beispiele werden großvolumige Investitionsvorhaben von Unternehmen wie RWE, Siemens und EEW in den USA genannt. Auch forschungsintensive Firmen orientieren sich – angesichts der hierzulande weitgehenden Regulierung – zunehmend in Richtung Ausland. So setzt die Bayer AG bei ihrer Arzneimittelentwicklung auf den Standort China. Und der Impfstoffentwickler Biontech verlagert wesentliche Teile seiner Krebsforschung nach Großbritannien. Zu den Ursachen dieser Abwanderung zählt auch die extreme Verteuerung der Energiepreise. Laut DIHK wollen 17 % der Firmen ihre inländische Fertigung deswegen zurückfahren, 8 % wollen die Produktion verlagern. Der DIHK bezeichnet die Lage der Wirtschaft als „dramatisch“. Der Industrieanteil der Bruttowertschöpfung in Deutschland ist seit 2016 von 25,9 auf 23,4 % zurückgegangen. Die schleichende Deindustrialisierung ist offensichtlich bereits im vollen Gange. Vor diesem Hintergrund schlägt der Arbeitgeberverband (BDA) vor, gemeinsam einen „Pakt für Wettbewerbsfähigkeit“ zu schmieden. Im Mittelpunkt steht ein 6-Punkte-Plan, der folgende Maßnahmen empfiehlt: die Verhinderung einer Lohn-Preis-Spirale, die Befreiung krisenbedingter Einmalzahlungen von Steuern und Sozialabgaben, den Abbau der kalten Steuerprogression und umfassende Reformen der Sozialversicherungssysteme, ein „neues Marktdesign“ zur Normalisierung der Energiemärkte, den Stopp zusätzlicher Belastungen und der Bürokratisierung für Firmen sowie die Rückgabe der staatlichen Inflationsgewinne an Bürger und Unternehmen. Ohne Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sei es den Arbeitgebern nicht möglich, die Beschäftigung auf dem jetzigen Niveau aufrecht zu halten.